Schienenverbindung in den Kreis Böblingen |
Herr Sautter, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Verkehr (IGV), stellte dem Gremium das Ergebnis der Machbarkeitsstudie der Schienenverbindung Calw - Sindelfingen/Böblingen in der Sitzung vor. Ziel der Untersuchung war es, die Möglichkeiten verschiedener Schienenerschließungen zu prüfen. Es wurden insgesamt fünf Planfälle untersucht:
Planfall 1: Zweizug-Dieselbetrieb: Sindelfingen - Calw und Böblingen - Weil der Stadt mit Umsteigemöglichkeit in Grafenau.
Planfall 2: Flügelbetrieb (Diesel): Böblingen/Sindelfingen - Calw mit Flügelung der Züge in Grafenau - Kapellenberg
Planfall 3: Wie Planfall 2, jedoch mit Flügelung südlich von Dagersheim
Planfall 4: Wie Planfall 2, jedoch mit elektrischem Stadtbahnbetrieb
Planfall 5: Stadtbahnbetrieb Böblingen - Calw unter Wegfall des Astes nach Sindelfingen
Unter diesen Varianten wurden jeweils Trassierungen ausgearbeitet. Bei allen Varianten wurde ein Betrieb auf dem grundlegend sanierten, aber sonst unveränderten, bestehenden Gleis der Strecke Calw - Weil der Stadt unterstellt. Ab Schafhausen wurden für die einzelnen Varianten Neutrassierungen ausgearbeitet. In den Neubauabschnitten wäre nur eine periphere Erschließung der Siedlungsgebiete möglich. Dadurch würden längere Zugangswege zu den Haltestellen entstehen. Für Althengstett sieht die Studie zwei Haltepunkte vor: Im Bereich des Bahnhofs und den sogenannten Punkt 'Althengstett - West' im Bereich des Baugebiets 'Mühlwiesen'. Vom Ingenieurbüro wurde ein hohes Fahrgastpotential errechnet. Demnach würden zwischen Calw und Böblingen täglich etwa 6500 Fahrgäste die Bahn benutzen, was z.B. wesentlich (etwa 30 %) über den Fahrgastzahlen der anerkannt gut laufenden Schönbuchbahn zwischen Herrenberg und Tübingen liegt. Unter den fünf untersuchten Planfällen schneidet der Planfall 5 am besten ab. Auf Grund der hohen Kosten kann abschließend nicht mit einer positiven gesamtwirtschaftlichen Beurteilung des Schienenpersonennahverkehrs gerechnet werden. Bei Planfall 5 verbleibt ein Defizit von 1,2 Millionen DM im Jahr. Problem ist die - zumindest derzeit - nicht gegebene Förderfähigkeit des Gesamtprojekts. Hierfür müssen die Kosten im positiven Verhältnis zum Nutzen stehen. Und die Kosten sind durch die notwendige Neubaustrecke ab Grafenau bis Böblingen hoch. Bei einer vorhandenen traditionellen Strecke wäre eine Inbetriebnahme keine Frage. Erfahrungen mit anderen Bahnen, insbesondere der Enztalbahn nach Bad Wildbad zeigen jedoch, dass bei der Kosten-Nutzen-Betrachtung erhebliche Spielräume entstehen können. Die von Wirtschaftsminister Dr. Döring in der Veranstaltung in Neuhengstett am 20. Januar 2001 zugesagte Aufnahme der Landesentwicklungsachse Calw - Althengstett - Sindelfingen/Böblingen in den Landesentwicklungsplan begründet die Notwendigkeit einer Schienenverbindung zusätzlich aus strukturpolitischer Sicht.
Nach eingehender Diskussion nahm das Gremium vom Ergebnis der Machbarkeitsstudie für eine Schienenverbindung Calw - Althengstett - Sindelfingen/Böblingen Kenntnis. Man war sich einig, dass durch die Studie neue Perspektiven aufgezeigt wurden. Die Gemeinde setzt sich dafür ein, die Realisierung der Schienenverbindung durch die Landkreise Calw und Böblingen gemeinsam mit den anderen Anliegergemeinden planerisch weiter zu verfolgen, mit dem Ziel einer Verbesserung des Kosten - Nutzen - Verhältnisses. Außerdem wird die vorgesehene Verbesserung des P+R-Angebots in Weil der Stadt begrüßt, insbesondere die Möglichkeit der Verlängerung der S 6 zu einem neuen Haltepunkt an der Umgehungsstraße 'Weil der Stadt - Süd'. Alles weitere wird in einem Arbeitskreis erörtert werden, in dem die Gemeinde Althengstett mit vertreten ist. Die in der Fortschreibung des Flächennutzungsplans enthaltene Bahntrasse wird für eine später mögliche Schienenverbindung frei gehalten.
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