Die Württembergische Schwarzwaldbahn


Zur Geschichte:

Die Württembergische Schwarzwaldbahn Stuttgart (-Zuffenhausen) - Calw - Nagold, nicht zu verwechseln mit der Badischen Schwarzwaldbahn Offenburg - Villingen, war vom Aufwand her betrachtet ein Jahrhundertwerk. Sie wurde gebaut, um Stuttgart an den Nordschwarzwald anzubinden. Nach heftigem Streit um die Linienführung über Böblingen oder Weil der Stadt wurde die Strecke zwischen 1868 und 1872 abschnittsweise eröffnet. Leider dauerte der durchgehende Betrieb Stuttgart - Calw - Nagold - Horb - Rottweil und darüber hinaus nur etwas über fünf Jahre. Mit der Inbetriebnahme der Gäubahn Stuttgart - Böblingen - Eutingen und weiter wurde er uninteressant, und die Bedeutung dieser Schwarzwaldbahn wandelte sich grundlegend. Der Teil Calw - Nagold wurde im Lauf der Zeit der Nagoldtalbahn Pforzheim - Calw - Nagold - Horb zugeschlagen, der Abschnitt Zuffenhausen - Weil der Stadt dem Stuttgarter Nahverkehr (1940 elektrischer Betrieb mit Vororttriebwagen ET 65, ab 1978 S-Bahn).

Um den mittleren Teil Calw - Weil der Stadt geht es hier. Er wurde isoliert, zum Zubringerverkehr degradiert, schließlich stillgelegt. Die Deutsche Bundesbahn investierte im Gegensatz zum S-Bahnbereich seit Jahrzehnten nichts mehr in diese Verbindung. Am Ende pendelte ein Schienenbus laut Fahrplan 1982/83 Montags bis Freitags täglich noch sieben mal hin und her. Am 27. Mai 1983 um 19.21 Uhr kam er zum letzten Mal in Calw an und der Personenverkehr auf dem 23 km langen, 1872 eingeweihten Streckenteil (siehe Streckenbeschreibung) war nach 111 Jahren beendet. Der Betrieb der Bahn war unwirtschaftlich geworden, weil kaum noch jemand mitfahren wollte. Der parallel zur Schiene eingerichtete Omnibusverkehr zog die Fahrgäste ab. Dessen Haltestellen liegen dichter und der Bus fährt mitten durch die Ortschaften.

Insbesondere im Bahnhofsbereich von Althengstett wurden dann nach und nach einige Gleise, Weichen und Signale abgebaut. Es gab noch eine Zeit lang spärlichen Güterverkehr im Bereich Weil der Stadt - Althengstett, bis heftige Regenfälle einen Hangabrutsch im östlichen Forsttunneleinschnitt verursachten. Das war ein willkommener Anlaß, den Gesamtverkehr 'vorläufig' einzustellen (offiziell am 29.2.88). Obwohl die Gleise intakt waren, wurde die 'technische Sperrung' der Strecke verfügt, inklusiv des Abschnitts Calw-Althengstett. Im Althengstetter Bahnhof 'eingeschlossene' Kesselwagen wurden mit großem Aufwand per Straßenroller abgeholt, um zu demonstrieren, dass auf dieser Strecke nichts mehr geht. Fast über Nacht wurden die Schienen an einigen Bahnübergängen autogerecht überteert. Trotzdem leuchteten die Lichter an einem Althengstetter Vorsignal auf freier Strecke noch lange, sinnlos und gespenstisch.

In den vergangenen bald zwei Jahrzehnten verrottete der Bahnkörper einiger Streckenbereiche stark, die zur Bahn gehörigen Anlagen verfielen oder wurden mutwillig zerstört, historische Telegrafendrähte zum Teil gestohlen und als Schrott verkauft, Telegrafenmasten durch vom Sturm umgeworfene Bäume geknickt. Immerhin liegen die Gleise noch und die Trasse ist noch nicht zum Radweg umgebaut. Das Landesdenkmalamt stellte die Schwarzwaldbahn mit allen wichtigen Bauwerken sogar als technisches Denkmal unter Schutz. Das Gebiet um den Hacksberg wurde zum Naturschutzgebiet erklärt, die Gleise in diesem Bereich dürfen möglicherweise nicht mehr betreten werden. Seit 1995 gilt Calw-Weil der Stadt als Industriegleis ohne Betrieb.

1993  bekam der Landkreis Calw von der DB eine Kaufoption für die Strecke eingeräumt (1,15 DM), die er aber aus welchen Gründen auch immer bis heute nicht wahrgenommen hat. Der Status der Strecke ist deshalb noch immer ungewiss. Zugleich wurde die SCW Calw-Weil der Städter Schwarzwaldbahn-Förder-GmbH als evtl. Träger von Streckenbestandteilen gegründet. Schon 1987 wurde der Verein zur Erhaltung der Württ. Schwarzwaldbahn (WSB) e.V. gegründet. Er verfolgt das Ziel, die gesamte Bahnstrecke mit ihren Bauten zu erhalten, einen historischen Touristikbetrieb als Vorstufe zu einer vollen Reaktivierung einzuführen, den Personen- und Güterverkehr mit einer dieselbetriebenen Regionalbahn wiederaufzunehmen sowie eine Regional-Stadtbahn Calw - Böblingen und Böblingen - Weil der Stadt zu fördern. Der WSB war es auch, der das Denkmalschutzverfahren beantragte, weil bereits das Stillegungsverfahren eingeleitet war und der Gleisabriss drohte.

Am 2. März 2000 berichteten die Calwer Kreisnachrichten, der Verband Region Stuttgart (VRS) teilte mit, außer einer eventuellen Fortführung der S-Bahn-Linie S6 von Weil der Stadt bis Schafhausen werde auch überlegt, eine neue Bahnverbindung Calw-Sindelfingen unter teilweiser Nutzung der Trasse der Württembergischen Schwarzwaldbahn zu realisieren (eine Idee aus dem Jahr 1865). Bis Jahresende soll eine Machbarkeitsstudie im Rahmen des Regionalverkehrsplans vorliegen. Vielleicht erwacht die Strecke eines Tages doch wieder aus ihrem Dornröschenschlaf.
 

Fahrplan         .Ticket

Ob sich die Gestalter des örtlichen Fahrplans über die Bahnkunden lustig gemacht haben ? Ganz ernstzunehmen war die Titelseite bezogen auf diese Strecke jedenfalls nicht. Einmal habe ich aber doch einen (Sonder-)Zug mit Diesellok und langen Personenwagen auf dem Gleis gesehen.

Fahrplan-Ausriß
Auszug aus dem letzten Fahrplan


 
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